Die Geschichte der Krypta

Die Krypten unter der Klattauer Jesuitenkirche, die der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria und dem Hl. Ignatz eingeweiht ist, wurden als Bestandteil des Kirchenausbaus in den Jahren 1656 bis 1676 erbaut. Nach den Plänen der Baumeister wurden sie zur Grabstätte der Mitglieder des Jesuitenordens und seiner Mäzene von den Reihen des benachbarten Adels und der Bürgerschaft. In den Jahren 1676 bis 1783 wurden hier zum ewigen Schlaf mehr als 200 Verstorbene beigesetzt. Im Jahre 1784 verbot der Kaiser Josef II. von hygienischen Gründen die Beisetzung in den Krypten. Unter seinen Brüdern liegt hier auch Pater Vojtěch Chanovský von Dlouhá Ves, Missionar, der im 17. Jahrhundert im Südwestböhmen wirkte und der die Einladung der Jesuiten nach Klatovy initiierte.

Die Kirche ist nach der Typologie der Jesuitenkirche Il Gesu in Rom ausgebaut. Die Krypten haben ein sinniges Lüftungssystem. Durch die Lüftungsöffnungen in den Wänden wird die kalte Luft vom Außen aufgesaugt und die vertikalen Schornsteine führen die warme Luft bis unter das Kirchendach ab.  Alle Schornsteine sind mit horizontalen Luftkanälen verbunden. Die Leichen wurden in Eichensärgen auf eine Holzspanschicht gelegt und mit dem Hopfen belegt. Die natürliche Ventilation in den Krypten führte zur Austrocknung der Leichen.

Am Ende des 19. Jahrhunderts begann man aber einige Räume zu anderen Zwecken auszunutzen. Die Türen zur Straße wurden durchbrochen und im Gegenteil einige Durchgänge zugemauert, von den Krypten wurden Lagerräume. Von den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Katakomben eine bedeutende touristische Attraktion und der Besucherzustrom erhöhte die Temperatur und Feuchtigkeit in den Krypten. In den 30. Jahren des 20. Jahrhunderts kam es auch zur Verschüttung von einigen vertikalen Schornsteinen – dadurch wurde die natürliche Ventilation der Krypten verletzt und in dem Milieu erhöhte sich die Feuchtigkeit. Das führte dazu, dass ein großer Teil der Mumien zerfiel. Im Jahre 1937 wurden 140  vernichtete Mumien auf dem Hl. Jakobs Friedhof in ein gemeinsames Grab gelegt. An die Stelle der Beerdigung erinnert ein Gedenkstein.

Im Jahre 1981 begann Ing. Jan Červenák, Spezialist im Bereich der Raumtechnik, die Eintrittsuntersuchungen und Messung des Mikroklimas in den Krypten durchzuführen. Die Hilfsventilatoren wurden installiert und horizontale Strömung erneuert. Im Jahre 2011 wurden die vertikalen Schornsteine gesäubert. Die Krypten wurden in einen Museumsteil mit der gesteuerten Ventilation und den Pietätteil mit der natürlichen Luftzirkulation geteilt. Der neue Eintritt in die Katakomben wurde gebildet, die Türenteiler zwischen dem Museumsteil und dem Pietätsteil besetzt. Die Situation verbesserten auch weitere Baubehandlungen im Jahre 2021, als die nicht geeignet gebildeten oder im Gegenteil zugemauerten Durchgänge entfernt wurden. Das Lüftungssystem funktioniert wieder.

Seit den 70. Jahren des 20. Jahrhunderts verbesserte sich auch die Pflege für Mumien.  Die Fachkonservatoren begannen für ihren Zustand zu sorgen. Bei der Rekonstruktion der Exposition im Jahre 2011 wurde von einem Team der Konservatorinnen unter Leitung von Jana Straková eine Fachbehandlung der Mumien durchgeführt. Die Mumien wurden danach in neue Särge mit gläsernen Deckeln gelegt. Zurzeit machen die Konservatorinnen 2-3 Kontrollen jährlich und einmal in fünf Jahren eine Fachbehandlung der Leichen und Särge. Heute befinden sich in den Katakomben 39 Mumien und Skelettüberreste.